Die Freiheit der Andersdenkenden
Niklas Luhmann war ein deutscher Soziologe, der für seine Systemtheorie bekannt ist, die er als Instrument zur Analyse komplexer sozialer Phänomene entwickelte. Im Gegensatz zu klassischen Freiheitstheorien steht Luhmanns Werk nicht im Fokus eines expliziten Freiheitsbegriffs. Stattdessen betonte er die Autopoiesis sozialer Systeme und ihre selbstreferentielle Natur. Innerhalb dieser Systemtheorie kann Freiheit als ein emergentes Phänomen betrachtet werden, das durch die Selbstregulation von sozialen Systemen entsteht. Luhmanns Denken war stark von der Annahme geprägt, dass die moderne Gesellschaft durch eine hohe Komplexität und funktionale Differenzierung gekennzeichnet ist. Freiheit in seinem Werk kann daher als eine Art "Entfaltung" innerhalb dieser Systeme verstanden werden, die es Individuen ermöglicht, innerhalb der von den Systemen gesetzten Grenzen Entscheidungen zu treffen. Luhmann neigte dazu, traditionelle Vorstellungen von Freiheit in Frage zu stellen und betonte stattdessen die Rolle von Kommunikation, Medien und sozialen Strukturen bei der Formung individueller Handlungsspielräume. Es ist wichtig zu beachten, dass Luhmanns Ansatz weniger auf politische Freiheit oder individuelle Rechte abzielt, sondern vielmehr auf die Dynamik und Evolution sozialer Systeme in der Moderne. Dennoch lassen sich Luhmanns konstruktivistische Perspektiven auf politische Diskurse anwenden und dieses Spannungsfeld wollen wir gemeinsam mit Daniel Steiner-Gandelheidt diskutieren.
Über die Reihe: „Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden.“ Dieses Zitat wird postum Rosa Luxemburg zugeschrieben, die es an den Rand eines Redemanuskripts kritzelte. Insofern ist es beeindruckend welche Wirkkraft dieser Satz nach ihrem Tod entfaltete. In dieser Reihe stellen wir Ihnen Ideen der Freiheit vor, die von Kritikern und Feinden der offenen Gesellschaft erarbeitet wurden. Ihr klares Ziel war es, den Begriff „Freiheit“ an die eigene Ideologie anzupassen, ihn umzudeuten und so für sich zu vereinnahmen.
Gast
Daniel Steiner-Gandelheidt
hat sein Jurastudium an der Universität Bielefeld 2015 abgeschlossen und war anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Lehrstuhl beschäftigt. Er promoviert zur Zulässigkeit militärischer Terrorismusbekämpfung und studierte Soziologie und Politikwissenschaft im Zweitstudium. Seit 2023 ist er Volljurist und Referent für Rechtspolitik der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag.
Die Freiheit der Andersdenkenden
Niklas Luhmann
Veranstaltungsart
Webtalk
Zeit09.04.2024 | 19:00 - 20:00
VeranstalterLandesbüro Nordrhein-Westfalen