Staatspleite vorprogrammiert?

Im nächsten Jahr müssen die 160 Schwellen- und Entwicklungsländer rund 30 Milliarden Dollar Staatsschulden refinanzieren, im Jahr 2023 könnten es sogar 39 Milliarden Dollar sein. Der IWF warnt von einem wachsenden „Schuldenwall“, der im vergangenen Jahr aus einer Kombination von steigenden Kreditsummen und kürzeren Fälligkeiten entstanden ist. Die Refinanzierung könnte aufgrund der hohen Zinsen jedoch kaum zu bewältigen sein. Vor allem Afrika ist davon betroffen. Zwei Drittel der afrikanischen Länder sind einem hohen Schuldenrisiko ausgesetzt und können die Kredite voraussichtlich nicht zuverlässig zurückzahlen.
Um der Staatspleite zu entgehen, planen die Schwellen- und Entwicklungsländer nun Umschuldungen ihrer Anleihen oder verhandeln Hilfskredite, wer kein Umstrukturierungsprogramm hat, wird in den kommenden Jahren noch stärker unter der Tilgungslast leiden. Um an Geld zu gelangen müssen, sie ihren Gläubigern hohe Renditen auf Staatsanleihen versprechen. Dadurch stecken sie in einem Dilemma: Die extrem hohen Renditen, die sie auf ihre Staatsanleihen geben müssen, sind gleichzeitig ein Indikator für hohen Geldbedarf bei geringer Sicherheit, was sie nicht kreditwürdig macht. Der letzte Ausweg für viele Länder ist ein Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds, der im Gegenzug allerdings Reformen fordert.
Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Wie kann dieser Schuldenkrise entgegengewirkt werden? Haben die Schwellen- und Entwicklungsländer überhaupt noch eine Chance, aus ihren Schulden herauszukommen und Staatspleiten zu verhindern? Diese und andere spannende Fragen wollen wir diskutieren mit unseren Gästen.

Gast
Dr. Kathrin Berensmann
ist seit 2000 Senior Researcher und Projektleiterin am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn. Ihre Forschungs- und Politikberatungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Development und Susainable Finance sowie auf der internationalen Finanzarchitektur.

Gast
Prof. Dr. Jeromin Zettelmeyer
ist seit September 2022 Direktor des Bruegel Institutes. Zuvor war er u.a. stellvertretender Direktor der Abteilung Strategie und Politiküberprüfung des Internationalen Währungsfonds (IWF), Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie oder Chefvolkswirt bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.