Säulen autoritärer Herrschaft: Singapur
Die Republik Singapur, die 1965 ihre Unabhängigkeit erlangte, wird seit 1959 ununterbrochen von der People's Action Party (PAP) regiert. Während manche Beobachter auf regelmäßige Wahlen in dem Land verweisen und es daher an der Schwelle zur Demokratie sehen, bleiben die meisten Analysten aus Politikwissenschaft und Medien skeptisch. Vielmehr, so ihre Diagnose, sei es der Regimepartei auf subtile Weise gelungen, das Aufkommen einer freiheitlichen Demokratie zu unterbinden. Das gelte, obgleich der Stadtstaat unter der PAP eine bemerkenswerte sozioökonomische Entwicklung verzeichnete und heute zu den wohlhabendsten Ländern der Welt gehört.
Tatsächlich: Singapur hat ein Parlament, dessen Abgeordnete alle fünf Jahre in allgemeinen Wahlen bestimmt werden. Auch Oppositionsparteien sind in der Stadt aktiv. Trotz dieses demokratischen Anstrichs verzerrt die PAP jedoch augenscheinlich den politischen Wettbewerb, sodass ihre Herrschaft bis heute bestehen bleibt.
Doch wie funktioniert das konkret? Welche Mittel nutzt die Machtelite, um scheinbar demokratische Institutionen auszuhöhlen? Wie konnte die Partei ihren Machtanspruch angesichts von Wirtschaftskrisen, Führungswechseln, sozialer Ungleichheit und sinkendem Zuspruch bei Wahlen behaupten? Was folgt daraus für die Redefreiheit von Bürgern und Oppositionellen? Welche Entwicklung wird das singapurische Regime wohl in den nächsten Jahren nehmen und wie sollte sich deutsche und europäische Außenpolitik zu dem Land positionieren? Diese und weitere Fragen möchten wir mit unseren Gästen Prof. Dr. Marco Bünte und Sven Hansen diskutieren - und mit Ihnen!
Die Veranstaltung ist die vierte Ausgabe der Webtalk-Reihe "Säulen autoritärer Herrschaft im 21. Jahrhundert: Warum überdauern nichtdemokratische Regime?".
Die Veranstaltung wird aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.
Gast
Prof. Dr. Marco Bünte
ist Professor für die Politik und Gesellschaft Asiens an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Er forscht zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Ost- und Südostasien, insbesondere zu Fragen von Demokratie und Autokratie, zur Rolle des Militärs und der Zivilgesellschaft. Seine jüngste Publikation ist die 2023 erschienene Studie „Presidentialism and Democracy in East and Southeast Asia“ (Routledge 2023).
Gast
Sven Hansen
ist Asienredakteur der taz seit 1997. Er studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Er organisiert zudem taz-Leserreisen in die Zivilgesellschaft von Vietnam, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien sowie die politische Gesprächsreihe Han Sens ASIENTALK in der taz Kantine. Er ist Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu China (2007, 2018), Indien (2010), Afghanistan (2015) und Südostasien (2023). Für letztere hat er auch das Kapitel über Singapur geschrieben.
Säulen autoritärer Herrschaft: Singapur
Autokratisches Parteiregime hinter demokratischer Fassade?
Veranstaltungsart
Webtalk
Zeit19.12.2023 | 19:00 - 20:00
VeranstalterLandesbüro Baden-Württemberg