Über die Veranstaltung

Im nationalsozialistischen Deutschland war die Entziehung privaten Kunstbesitzes ein bedeutender Bestandteil der gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Enteignungs- und Vernichtungspolitik. Das NS-Regime war bestrebt, die Entziehung auf Basis eigens dafür geschaffenen gesetzlichen Grundlagen vorzunehmen: Dazu dienten Steuerforderungen, Ausfuhrsperren, Enteignungen und Beschlagnahmungen. Museen, Auktionshäuser und Kunstsachverständige waren als Experten, Zwischenhändler und Ankäufer aktiv an diesen Vermögensentziehungen beteiligt. Tausende Kunstwerke und Kulturgüter im Eigentum von Privatpersonen - vom Familienerbstück bis hin zu wertvollen Kunstsammlungen - wechselten so unter Zwang die Besitzerin oder den Besitzer. Sie gelangten über den Kunstmarkt oder durch Verkäufe der Verwaltungsstelle für jüdisches Umzugsgut der Gestapo einerseits wieder in private Hände, und andererseits fanden zahlreiche Objekte ihren Weg in staatliche Sammlungen und Museen.

Der Großteil des beschlagnahmten oder unter Zwang verkauften Kunstbesitzes jüdischer Verfolgter war auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch vorhanden. Ein Teil der geraubten Kunstwerke war neben anderem Kulturgut während der Kriegsjahre an bombengeschützte Orte gebracht worden und konnte dort von den Alliierten für die weitere Identifikation und Rückgabe sichergestellt werden. Der größere Teil jedoch befand sich weit gestreut und ohne erkennbaren Hinweis auf seinen Ursprung in öffentlichem und privaten Besitz.

Da auch nach mehr als 50 Jahren die Herkunft von Objekten in deutschen und anderen Museen noch nicht abschließend geklärt war, setzten sich am 3. Dezember 1998 Vertreter von 44 Nationen in den USA zusammen und beschlossen die sogenannte Washingtoner Erklärung. Mit dieser verpflichteten die unterzeichnenden Nationen öffentlich Museen zur Provenienzforschung und zum Finden von "fairen und gerechten" Lösungen mit den früheren jüdischen Eigentümerinnen und Eigentümern sowie deren Erbinnen und Erben. Unabhängig von Verjährungs- und Ausschlussfristen war es nun möglich, zahlreiche ungeklärte Fälle erstmals oder erneut aufzurollen.

Anlässlich des Festjahres #2021JLID -1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland - laden wir dazu ein, die aktuellen Herausforderungen der Provenienzforschung in den Blick zu nehmen: Wir gehen hierbei im Besonderen auf den NS-verfolgungsbedingten Entzug ein. Wir betrachten die Situation der Museen und wie sie für das Thema Provenienzforschung sensibilisiert und hierbei von welchen Partnern unterstützt werden können. Sind die Archive und Museen tatsächlich so zugänglich wie es 1998 in Aussicht gestellt wurde? Mit welchen besonderen Herausforderungen die Forschung und die Museen umgehen müssen, werden wir gemeinsam mit unseren Gästen thematisieren.

Die Veranstaltung findet per Zoom statt. Sie erhalten mit Ihrer Bestätigung den dazugehörigen Link. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.

Mit Katrin Gutknecht, Dr. Thomas Waldschmidt, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Prof. Dr. Gilbert Lupfer und Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

Der Raubkunst auf der Spur: Provenienzforschung - Fokus NRW

Im nationalsozialistischen Deutschland war die Entziehung privaten Kunstbesitzes ein bedeutender Bestandteil der gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Vernichtungspolitik.


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