Osteuropa(un)kunde

Die "Ostpolitik" der vergangenen Jahrzehnte war vor allem eine Russlandpolitik, die ohne Osteuropa auskam und auf einem Russlandbild aufbaute, das nichts mit der Realität zu tun hatte. Die Einwände der osteuropäischen Nachbarn - von Polen über das Baltikum bis hin zur Ukraine - wurden ignoriert oder als russophobe Paranoia abgetan. Aber auch Kritik von Osteuropaexperten wurden überhört. Osteuropa war schlichtweg kein wesentlicher Faktor in den deutschen Erwägungen oder der öffentlichen Debatte.

Woher kam, auch in der Politik, das deutsche Bild der östlichen Nachbarn? Weshalb konnte eine Ostpolitik unter Ausblendung Osteuropas und auf der Grundlage eines imaginären Russlandbildes politisch bestehen? Wie kommen und kamen Parteien und Außenpolitiker zu ihren Ansichten zu Russland, Osteuropa und die Ukraine? Und wie gelingt der Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Politik, wenn dabei alte parteipolitische Narrative überwunden werden müssen?

Wir laden Sie ein ein, mit unseren Osteuropaexperten über falsche Gewissheiten der Vergangenheit und einen neuen Blick auf Osteuropa zu diskutieren.

Gast
Dr. Christoph von Marschall
ist Diplomatischer Korrespondent der Chefredaktion des Berliner „Tagesspiegel”. Zu seinen Schwerpunkten gehören die USA, Machtverschiebungen zw. den Großmächten, die EU und speziell ihre östlichen Mitglieder.

Gast
Dr. Franziska Davies
arbeitet als Osteuropa-Historikerin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im April 2022 erschien von ihr gemeinsam mit Katja Makhotina: "Offene Wunden Osteuropas. Reisen zu Erinnerungsorten des Zweiten Weltkrieges".

Gast
Steffen Dobbert
wurde 1982 in Wismar geboren und lebte als Stipendiat des Internationalen Journalistenprogramms (IJP) in Odesa und Kyjiw. Insgesamt führten ihn mehr als 50 Recherchereisen in verschiedene Teile der Ukraine. 2022 erschien sein Buch "Ukraine verstehen. Geschichte, Politik und Freiheitskampf."

Gast
Prof. Dr. Jan Claas Behrends
ist Professor für osteuropäische Geschichte (Lehrstuhl „Diktatur und Demokratie“) an der Europa-Universität Viadrina und er arbeitet als Historiker am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Er beschäftigt sich seit 2014 mit dem Krieg im Donbas und der Krise des russischen Staates.