Guyana war lange Zeit Kolonialstaat und erlangte 1966 Unabhängigkeit vom britischen Empire. Die derzeitigen Grenzen wurden 1899 durch einen Schiedsspruch eines Pariser Tribunals festgelegt, das auf Veranlassung der USA und Großbritanniens tätig wurde.
Venezuela erkennt diese Grenzen nicht an und beansprucht den Fluss Essequibo als natürliche Grenze und damit rund zwei Drittel des Staatsgebiets Guyanas und stützt sich auf das Genfer Abkommen von 1966 mit Großbritannien, das kurz vor der Unabhängigkeit der damaligen Kolonie Britisch-Guayana geschlossen wurde. Dieses Abkommen sah eine Verhandlungslösung vor mithilfe einer Schlichtungskommission – die jedoch wieder aufgelöst wurde. Auch die die UN versuchten vor Guyanas Unabhängigkeit eine Einigung zu erzielen, scheiterten jedoch.
Das Interesse Venezuelas an der Essequibo-Region verstärkte sich insbesondere nach der Entdeckung bedeutender Ölvorkommen im Jahr 2015. Die Vergabe von Erdöllizenzen bescherte Guyana, bislang eines der ärmsten Länder Südamerikas – mittlerweile das weltweit größte Wirtschaftswachstum. Anfang Dezember 2023 ließ der venezolanische Regimeinhaber Maduro eine umstrittene Volksabstimmung in Venezuela über eine Annexion der Region Essequibo abhalten. Zweifel an der Legitimität des Ergebnisses wurden von unabhängigen Beobachtern und Oppositionellen geäußert. Guyanas Präsident betonte die Bedrohung für die territoriale Integrität und Souveränität seines Landes und forderte eine Lösung vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag – Venezuela lehnt dessen Zuständigkeit jedoch ab.
Die sozialistische Diktatur von Maduro in Venezuela steht politisch unter Druck: Im Oktober 2023 gewann die liberale Politikerin Maria Corina Machado mit überwältigenden 92% die Oppositionsvorwahlen. Maduro hatte im Rahmen des Barbados Abkommens freien und fairen Präsidentschaftswahlen im zweiten Semester 2024 zugestimmt – und dafür von den USA teilweise Erleichterungen bei den Erdölsanktionen gegen sein Regime erhalten. Während der Essequibo-Streit internationale Schlagzeilen schafft, wächst die Repression gegen Andersdenkende in Venezuela zunehmend. Das Regime verhindert durch immer über neue Manöver den Weg zu einer fairen Präsidentschaftswahl im Oktober.

Was steckt wirklich hinter diesem Konflikt? Wie sieht die interne politische Lage Venezuelas aus? Welche Ziele und Ambitionen verfolgen die Konfliktparteien und weitere externe Akteure wie die USA, Großbritannien, China und die angrenzenden Staaten Südamerikas? Über diese Fragen möchten wir in unserem Webtalk mit den Experten und Expertinnen sprechen.

Gast
Prof. Dr. Günther Maihold
studierte Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität Regensburg, wo er auch promoviert wurde. Von 1999 bis 2004 war er Direktor des Ibero-Amerikanischen Instituts, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Im Anschluss war er bis 2023 stellvertretender Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Aktuell ist Günther Maihold Professor für Politikwissenschaft am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin.

Gast
Niome Sonja Hüneke-Brown
ist Projektleiterin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für das Andenländerbüro mit Sitz in Lima/Peru. Zuvor war sie innerhalb der Stiftung u.a. an den Standorten Mexiko und Indien als regionale Projektassistentin tätig.

Gast
Dr. Ivo Hernandez
wurde in Venezuela geboren und ist seit 2012 Dozent für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Universität Münster. Dort beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Untersuchung von Petro-Staaten und deren Einflussbereichen sowie mit der vergleichenden Politik lateinamerikanischer Länder. Er unterhält einen didaktischen YouTube-Kanal auf Spanisch und ist häufiger Gast bei verschiedenen Massenmedien in Europa und den USA sowie bei Organisationen und Think Tanks.

Die Region Essequibo

Droht eine Verschärfung der Territorialstreitigkeit zwischen Venezuela und Guyana?


Veranstaltungsart

Webtalk

Zeit

22.01.2024 | 18:00 - 19:15

Veranstalter

Länderbüro Hessen/Rheinland-Pfalz

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