Wenn die Rassismusdebatte diskriminierend wird

Antisemitismus scheint wieder auf dem Vormarsch. Dies betrifft nicht zuletzt Kunst und Kultur: Antisemitismus treibt sein Unwesen in den Grundfesten von Kulturinstitutionen im In- und Ausland und auch in kuratorischen und künstlerischen Diskursen. Die Documenta 15, das Theaterstück „Die Vögel“, die Auftritte von Roger Waters oder das Konzert von "Ska-P" in München sind hierfür beste Beispiele.

Die Grundhaltung dahinter ist eine, jedenfalls als solche verstandene, Verteidigung von Menschenrechten. Manche, die die Auffassung nicht teilen, laufen Gefahr, als rassistisch bezeichnet zu werden. Der Einsatz für die angebliche Befreiung anderer führt zur Selbsterhöhung der eigenen moralischen Wertigkeit. Auch Bezugnahmen auf den Kolonialismus bleiben nicht aus, in der Folge stehen der Westen und auch Israel unter Beschuss. In diesem Kampf scheint jedes Mittel recht, auch die Verherrlichung palästinensischen Terrors durch manche Künstlergruppen. Verstrickungen von Lokalem und Globalem, in Geschichte und Gegenwart werden ignoriert, Jüdinnen und Juden werden als „weiße“ und „europäische“ Privilegierte gesehen. Argumentiert wird mit Kunstfreiheit und Kolonialismus. Restbestände der eigenen Ressentiments gegen Jüdinnen und Juden werden mit Verweis auf den globalen Süden oder die Palästinenser reingewaschen. Störenfriede sind diejenigen, die den Antisemitismus benennen.

In der Veranstaltung sollen die Facetten dieses Rassismuskonzeptes vorgestellt und von verschiedenen Seiten betrachtet werden.

Gast
Ahmad Mansour
ist ein deutsch-israelischer Psychologe und Autor arabisch-palästinensischer Herkunft. Seit 2004 lebt er in Deutschland. Er beschäftigt sich mit Projekten und Initiativen gegen Radikalisierung, Unterdrückung im Namen der Ehre, Antisemitismus in der islamischen Gemeinschaft und ist Experte auf den Gebieten der Kommunikation und Extremismusprävention.

Gast
Christian Stückl
wurde 1987 zum Spielleiter der alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspiele in Oberammergau ernannt und leitete diese 2022 zum vierten Mal. Christian Stückl arbeitete unter anderem als Regisseur an den Münchner Kammerspielen und als freier Regisseur, seit 2002 ist er Intendant des Münchner Volkstheaters. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bayerischen Verdienstorden, dem Abraham-Geiger-Preis und der Buber-Rosenzweig-Medaille. 2022 erhielt er den Isaiah Award des American Jewish Committe für seine Inszenierungen der Passionsspiele, aus denen er die antisemitischen Elemente getilgt hatte.

Gast
PD Dr. phil. habil. Karin Schnebel
studierte Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie. Sie wurde zum Thema "Selbstbestimmung in multikulturellen Gesellschaften" promoviert und an der Goethe-Universität Frankfurt habilitiert. Neben diversen wissenschaftlichen Tätigkeiten ist Schnebel Wissenschaftliche Leiterin des Gesellschaftswissenschaftlichen Instituts München für Zukunftsfragen und leitet derzeit Projekte zu den Themen Extremismus, Antisemitismus, Religionen und Europa. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Religionspolitik, Extremismus, Minderheiten, Migration und Asyl, Antisemitismus sowie Geschlechterfragen.

Wenn die Rassismusdebatte diskriminierend wird

Antisemitismus und ein fragwürdiges Rassismuskonzept im Kunst- und Kulturbereich


Veranstaltungsart

Webtalk

Zeit

06.09.2023 | 19:00 - 20:30

Veranstalter

Landesbüro Bayern

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