Standards und Staatskapitalismus
Die Ausbreitung globaler Märkte sowie die wissenschaftlich-technologische Vermessung der Welt haben die Setzung international gültiger Standards in den letzten Jahrzehnten wesentlich vorangetrieben. Dabei ist Chinas wachsender und staatszentrierter Einfluss auf globale Normen zu einem wichtigen Treiber für den technologischen, aber auch den machtpolitischen Wettbewerb zwischen China und dem Westen geworden. Denn obwohl technische Standards grundsätzlich freiwillig und kooperativ gesetzt werden, um grenzüberschreitenden Handel und Arbeitsteilung zu erleichtern, haben sie auch direkten Einfluss auf Machtverteilung und Kontrolle in globalen Märkten.
Wie lässt sich erklären, dass chinesische Ingenieur:innen insbesondere bei neuesten Technologien wie künstlicher Intelligenz, 6G und Elektromobilität immer häufiger technische und regulatorische Normierungen bestimmen? Wird China als globale Standardisierungsmacht dominant werden und wie funktioniert das Zusammenspiel von Parteistaat und Unternehmen bei der Standardsetzung? Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung für ausländische Firmen innerhalb Chinas? Wie sollte Europa auf diese Entwicklung reagieren?
Über die Dialogreihe: "Chinas Moderne Begreifen"
Chinas rasante Modernisierung hat das Land zu einer führenden Wirtschafts- und Technologiemacht mit globaler Strahlkraft werden lassen. Nicht erst die Covid-19-Pandemie hat verdeutlicht, dass Chinas Moderne aus europäischer Sicht eine Herausforderung darstellt, die normative, ökonomische und politische Fragen aufwirft. Die Dialogreihe “Chinas Moderne Begreifen— Europäische Reflexionen ” nähert sich diesen Fragen aus vielzähligen Disziplinen und Perspektiven an. Einmal im Monat thematisieren namhafte Experten unterschiedliche Aspekte der heutigen chinesischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, hinterfragen diese kritisch und reflektieren zugleich die eigene, europäische Moderne.
Die Dialogreihe wird in Kooperation mit der Forschungsgruppe "Infrastrukturen der chinesischen Moderne und ihre konstitutiven globalen Effekte" am CASSIS - Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies der Universität Bonn organisiert, die durch das NRW-Rückkehrprogramm des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert wird.
Gast
Dr. Susann Lüdtke
... arbeitet seit 2018 als Beraterin im Bereich Innovationsmanagement mit Schwerpunkt Forschung mit Patentdaten. Vor ihren Stationen in einer Unternehmensberatung und beim Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) war Sie bis 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für China Business and Economics der Universität Würzburg. Sie beschäftigt sich mit dem Einfluss der Industrie auf Normungsaktivitäten und dem Zusammenhang zwischen Technologieentwicklung und Normung. 2020 erschien ihr Buch "The Secret of Lobbying in China - Who Influences Building Energy Efficiency Standards?
Gast
Dr. Tim Rühlig
... ist Senior Research Fellow im Zentrum für Geopolitik, Geoökonomie und Technologie der DGAP. Er forscht insbesondere zu Chinas wachsender Macht durch die zunehmende Präsenz in der Digitaltechnologie. Technische Standardisierung, mobile Infrastruktur und die Digitalisierung von Überseehäfen bleiben drei Schwerpunkte seiner Arbeit, zu denen er bereits von 2018-2021 am schwedischen Institut für internationale Beziehungen forschte. Ende 2021 erschien sein Buch „China’s Foreign Policy Contradictions“.
Standards und Staatskapitalismus
Chinas Rolle bei der Setzung internationaler Normen. Reihe Chinas Moderne Begreifen (18)
Veranstaltungsart
Webtalk
Zeit11.05.2023 | 18:30 - 20:00
VeranstalterLandesbüro Nordrhein-Westfalen
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