Erinnerungskultur in Zeiten des Populismus

Er könne sich nicht mehr so recht erinnern, so der wiederholte Tenor von Hubert Aiwanger, als er mit den Vorwürfen zu seinem antisemitischem Verhalten als Schüler konfrontiert wurde. Am Ende hat er sich selbst zum Opfer erklärt. In Zeiten des Populismus kann eine Täter-Opfer-Umkehr leicht geschehen. Kein Wunder, denn auch PolitikerInnen der etablierten Parteien wagen sich inzwischen auf gefährliches Terrain und meinen, auch Parteien wie die AfD auf deren eigenem Feld übertrumpfen zu können.

Andererseits gehört der Begriff der „Erinnerungskultur“ fast schon zur Staatsräson der Bundesrepublik. Alljährlich zu den einschlägigen Gedenktagen wird die Erinnerung herauf beschworen, wird zum Widerstand gegen Antisemitismus und Vergessen aufgerufen. In Zeiten des zunehmenden Populismus wird die Kluft immer tiefer zwischen der hehren Erinnerungskultur und dem politischen Alltag in Deutschland, ob Ost ob West! Manch einer, wie der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland, meint gar, die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten sei nur ein „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte gewesen.

Welche Konsequenzen folgen daraus für die Praxis des Erinnerns? Können in diesen veränderten Zeiten des wieder erwachenden Rechtsextremismus noch die gleichen „Sonntagsreden“ gehalten werden wie zuvor ... ‚same procedure as every year‘?
Erinnerungskultur meint nicht nur ein Rückbesinnen als vielmehr auch politisches Handeln in und auf Zukunft ... gerade dann, wenn Vergessen populärer wird als Erinnern!

Gast
Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann
ist Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaften an der Universität Konstanz. Im Jahr 2018 wurden Aleida und ihr Ehemann Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Kulturanthropologie.

Gast
Dr. Julian Deterding
ist Zahnarzt, stellv. Bezirksbürgermeister BV 7 Düsseldorf und seit Jahren ehrenamtlich für die Belange von Jüdinnen und Juden in Deutschland engagiert. Er ist u.a. Vorstandsmitglied der Liberalen Freunde Israels und leitete die Jüdische Hochschulgruppe Münster.

Gast
Dr. Benjamin Höhne
ist Politikwissenschaftler an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und war zuvor Vertretungsprofessor (W3) für Vergleichende Politikwissenschaft an der Universität Münster. Das Thema "Populismus" ist einer seiner Forschungsschwerpunkte.

Moderation
Meinhard Schmidt-Degenhard
...arbeitete 30 Jahre für den Hessischen Rundfunk/ARD in Frankfurt am Main als Chef der TV Redaktion ‚Gesellschaft, Politik, Religion‘, moderierte die TV-Sendungen ‚horizionte‘ und ’Sonntagsgespräch’. Heute ist er freiberuflich tätig als Moderator, Coach und Interviewtrainer.

Erinnerungskultur in Zeiten des Populismus

Wenn Vergessen populärer wird als Erinnern


Veranstaltungsart

Webtalk

Zeit

10.11.2023 | 16:00 - 17:15

Veranstalter

Landesbüro Nordrhein-Westfalen

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