Drei Jahre Angriffskrieg in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine, der vor drei Jahren mit der umfassenden Invasion russischer Truppen begann, hat nicht nur die geopolitische Lage Europas grundlegend verändert, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die russische Gesellschaft.
Seit Beginn des Krieges hat die russische Regierung ihre Kontrolle über die Gesellschaft massiv ausgeweitet. Kritische Stimmen, die den Krieg oder die Politik des Kremls infrage stellen, werden systematisch unterdrückt. Tausende von Menschen wurden wegen Anti-Kriegs-Protesten verhaftet, unabhängige Medien wurden verboten oder ins Exil gedrängt, und das Gesetz gegen „Diskreditierung der russischen Streitkräfte“ hat eine Kultur der Angst geschaffen. Die staatliche Propaganda hingegen hat an Intensität gewonnen und versucht, den Krieg als existenziellen Kampf gegen den Westen darzustellen. Diese Repression hat zu einer Polarisierung der Gesellschaft geführt. Während ein Teil der Bevölkerung die staatliche Linie unterstützt, sei es aus Überzeugung oder aus Angst, gibt es gleichzeitig eine wachsende Entfremdung bei anderen. Viele Menschen versuchen, sich mit den neuen Realitäten zu arrangieren, sei es aus Resignation oder aus dem Bedürfnis nach Stabilität. Die staatliche Propaganda spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie vermittelt das Narrativ, dass Russland einer feindlichen Welt gegenübersteht und der Krieg unvermeidlich war, um die nationale Souveränität zu verteidigen.
Die westlichen Sanktionen, die als Reaktion auf die Invasion verhängt wurden, zeigen mittlerweile deutliche Auswirkungen auf die russische Wirtschaft. Obwohl der Kreml bemüht ist, die Stabilität zu bewahren und neue Handelsbeziehungen mit Ländern wie China und Indien aufzubauen, leidet die Wirtschaft unter einem eingeschränkten Zugang zu Technologien, Kapital und internationalen Märkten. Insbesondere für die einfache Bevölkerung bedeutet dies, dass der Alltag schwieriger geworden ist. Produkte des täglichen Bedarfs sind teurer oder schwerer erhältlich, und die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich weiter vergrößert. Der Krieg und die Sanktionen belasten insbesondere ländliche Regionen und ältere Menschen, die weniger Zugang zu Ressourcen haben.
Gemeinsam mit Ute Kochlowski-Kadjaia, Projektleiterin Russland und Zentralasien, sowie den Journalisten und Russland-Experten Dr. Gesine Dornblüth und Thomas Franke sprechen wir über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die russische Gesellschaft in den letzten drei Jahren.
Gäste
Dr. Gesine Dornblüth
ist promovierte Slavistin und Hörfunkjournalistin. Von 2012 bis 2017 war sie Deutschlandfunk-Korrespondentin in Moskau. Seit Beginn der 1990er Jahre unternahm sie zahlreiche Recherchereisen nach Russland und den gesamten postsowjetischen Raum. Zuletzt erschienen von ihr gemeinsam mit Thomas Franke "Jenseits von Putin" und "Putins Gift".
Ute Kochlowski-Kadjaia
studierte an der Philosophischen Fakultät der Leningrader Universität. Nach beruflichen Stationen als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Internationale Politik und Wirtschaft, in Berlin, Leiterin der Repräsentanz der Dresdner Bank AG in Russland sowie Geschäftsführerin des Osteuropavereins e.V. und des OstAusschuss-Osteuropavereins der Deutschen Wirtschaft e.V., ist sie nun seit September 2020 Projektleiterin Russland und Zentralasien für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Thomas Franke
ist Journalist, Autor, Regisseur und Produzent vor allem für den Deutschlandfunk. Von 2012 bis 2017 lebte er in Moskau. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher „Russian Angst – Einblicke in die postsowjetische Seele“, „Ruhmlose Helden. Ein Flugzeugabsturz und die Tücken deutsch-russischer Verständigung“ und "Jenseits von Putin" mit Gesine Dornblüth sowie der Erzählungsband „An den Kaukasus gekettet“.
Drei Jahre Angriffskrieg in der Ukraine
Auswirkungen auf die russische Gesellschaft - Gespräch mit Gesine Dornblüth, Thomas Franke und Ute Kochlowski-Kadjaia
Veranstaltungsart
Webtalk
Zeit06.03.2025 | 18:00 - 19:15
VeranstalterLänderbüro Hessen/Rheinland-Pfalz
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