Die Freiheit der Andersdenkenden - Johan Gottlieb Fichte

Die bekanntesten Vertreter des deutschen Idealismus sind sicherlich Immanuel Kant und Georg Hegel. Während Kants Ideen immernoch in liberalen Kreisen rezipiert werden, so war Hegel Wegbereiter für kollektivistische Ideologien wie den Kommunismus. Weniger beachtet ist hingegen ein weiterer Zeitgenosse des deutschen Idealismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Johan Gottlieb Fichtes Philosophie betonte die absolute Freiheit des Ichs, indem er behauptete, dass das Ich sich selbst durch Selbstbewusstsein erschafft und seine Existenz kontinuierlich durch seine eigenen Handlungen bestätigt. Er argumentierte, dass das Ich nicht von äußeren Einflüssen oder Determinismus abhängig ist, sondern aktiv seine eigene Realität und Freiheit gestaltet. Fichtes Konzept der absoluten Freiheit des Ichs führte zu einem starken Fokus auf Selbstverwirklichung und Eigenverantwortung, da das Individuum die Quelle seiner eigenen Existenz und Handlungen ist.

Fichtes Freiheitsbegriff diskutieren wir gemeinsam mit der Historikerin PD Dr. Ines Soldwisch.

Über die Reihe: „Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden.“ Dieses Zitat wird postum Rosa Luxemburg zugeschrieben, die es an den Rand eines Redemanuskripts kritzelte. Insofern ist es beeindruckend welche Wirkkraft dieser Satz nach ihrem Tod entfaltete. In dieser Reihe stellen wir Ihnen Ideen der Freiheit vor, die von Kritikern und Feinden der offenen Gesellschaft erarbeitet wurden. Ihr klares Ziel war es, den Begriff „Freiheit“ an die eigene Ideologie anzupassen, ihn umzudeuten und so für sich zu vereinnahmen.

Gast
PD Dr. phil. Ines Soldwisch
Dr. Ines Soldwisch ist Privatdozentin für Neuere und Neueste Geschichte und arbeitet zur Zeit in einem Drittmittelprojekt an der Universität Düsseldorf. Ihre Arbeit- und Forschungsschwerpunkte sind: Europäische Integration, Geschichte der Liberalismus und Geschichte der DDR.