Der Wettbewerb um kritische Rohstoffe in Ländern des Globalen Südens
Im März diesen Jahres beschloss der Rat der Europäischen Union das Europäische Gesetz zu kritischen Rohstoffen (Critical Raw Materials Act, CRMA), das das Risiko von Versorgungsunterbrechungen kritischer Rohstoffe reduzieren und damit die strategische Autonomie entlang der Lieferketten für die EU erhöhen soll. Dieses Gesetz ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer gemeinsamen Rohstoffpolitik der EU, denn mineralische Rohstoffe sind unerlässlich für die industrielle Wertschöpfungskette und damit auch für die europäische Wirtschaft. Um diese Autonomie zu erreichen, ist die EU allerdings gezwungen, enger mit mineralreichen Drittstaaten zusammenzuarbeiten und entsprechende Rohstoffpartnerschaften abzuschließen, wozu zahlreiche Länder des Globalen Südens zählen. Es wurden bereits Absichtserklärungen mit Chile, Argentinien, Kasachstan, Namibia, Ukraine, Kanada, Sambia und der Demokratischen Republik Kongo unterzeichnet. Abkommen mit Norwegen und Grönland sind bereits in Vorbereitung und mit Australien ist man in Gesprächen. Diese Partnerschaften haben bislang jedoch eher einen rein diplomatischen Charakter. Sowohl von zivilgesellschaftlichen Organisationen der Partnerländer als auch europäischen NGO's wird jedoch die Intransparenz des Abkommens und die entwicklungspolitische Perspektive kritisiert: Was bedeutet Wertschöpfung vor Ort und was bedeutet dies für die Menschen im Partnerland? Auch die Rechte indigener Völker sind im CRMA zwar verankert, müssen aber noch einmal gesondert beachtet werden, genauso wie die CRMA Zertifizierungssysteme zur Bewertung der Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien bei potentiellen strategischen Projekten, mit denen das Gesetz im Widerspruch zu internationalen Standards wie der OECD und der UN steht. Wie gelingt es der EU, ihr Angebot an rohstoffreiche Länder wirksam neben Akteuren wie China zu platzieren? Wie kann die EU der Skepsis der Drittstaaten gegenüber ihrer Rohstoffpolitik begegnen? Wie kann die EU bei der Förderung der lokalen Rohstoffverarbeitung in den Drittstaaten mitwirken?
Gast
Meike Schulze
ist Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Ihre Arbeit im Rahmen des SWP-Projekts »Internationale Rohstoffkooperationen als Instrument für eine nachhaltige und resiliente Rohstoffversorgung«, konzentriert sich auf die Governance mineralischer Lieferketten und den Aufbau strategischer Rohstoffkooperationen, mit einem regionalen Schwerpunkt auf dem südlichen Afrika.
Gast
Prof. Dr. Simon Glöser-Chahoud
ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Corporate Sustainability and Environmental Management an der TU Bergakademie Freiberg (TU BAF). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich unter anderem mit Themen der Risiko- und Kiritikalitätsbewertung der Versorgung mit Rohstoffen für Zukunftstechnologien, sowie den Umweltwirkungen und sozialer Einflüsse der Rohstoffwirtschaft in Bergbauregionen.
Der Wettbewerb um kritische Rohstoffe in Ländern des Globalen Südens
Wie muss Rohstoffpolitik in Zeiten geoökonomischer Spaltung gestaltet werden?
Veranstaltungsart
Webtalk
Zeit27.08.2024 | 18:00 - 19:00
VeranstalterLänderbüro Niedersachsen/Bremen