Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO)
Ursprünglich diente die 2001 gegründete Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) den Mitgliedern als sicherheitspolitische Plattform gegen islamischen Fundamentalismus und terroristische Aktivitäten. Bisher spielte sie in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle, und obwohl sie auch militärisch und wirtschaftlich zusammenarbeitet, ist sie kein Bündnis wie die NATO oder die EU. Allerdings kristallisiert sie sich immer weiter als verlängerter Arm der chinesischen Führung heraus, um seinen Einfluss in Zentralasien auszubauen. Im Fokus der Organisation stehen Infrastrukturprojekte, die auch im Rahmen Chinas Neuer Seidenstraße den ganzen zentralasiatischen Raum geoökonomisch miteinander verbinden können. So verschob sich die Schwerpunktsetzung der Organisation von sicherheitspolitischen Fragen nun ebenfalls zu Wirtschaft, Handel, Kultur, Energie, und Tourismus. Neben den Mitgliedsstaaten Russland, China, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan, Indien und Pakistan wurde 2022 ebenso der Iran in die SCO aufgenommen. Auch die Türkei, die bisher einen Beobachterstatus hatte, bekundete nun Interesse an einer Mitgliedschaft.
Die SCO ist vor allem wegen ihrer internen Konflikte in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Ihr Gipfeltreffen im September 2022 im usbekischen Samarkand bescherte ihr jedoch erhöhte Aufmerksamkeit in der internationalen Öffentlichkeit. Die Situation um den Ukraine-Krieg, die Unterdrückung der Uiguren und das Beitrittsinteresse des NATO-Mitgliedes Türkei sind beispielsweise Gründe hierfür, sodass die geopolitische Bedeutung der SCO schließlich in Frage gestellt und neu eingeschätzt werden muss. Der Westen hat keine Präsenz und keinen Einfluss auf die SCO, welche übrigens die größte regionalpolitische Organisation der Welt ist, und sollte deshalb ein wachsames Auge haben. Auch ist zu diskutieren, wie Russlands Position sich innerhalb der Organisation verändert hat und welche Auswirkungen das auf seine Stärke bezüglich seines Angriffskrieges hat.
Gast
Klaus Geiger
war von 2004 bis 2011 Wirtschaftsredakteur und Redakteur Außenpolitik bei AFP, seit 2011 war er Wirtschaftsredakteur und Redakteur Außenpolitik bei Die Welt. Seit 2018 ist Klaus Geiger Ressortleiter Außenpolitik Die Welt.
Gast
Dr. Daria Isachenko
ist Wissenschaftlerin am Centrum für angewandte Türkei-Studien der Stiftung Wissenschaft und Politik. Sie studierte Internationale Beziehungen an der American University of Central Asia in Kirgisistan und promovierte an der Humboldt Universität zu Berlin im Bereich Friedens- und Konfliktforschung.
Gast
Dr. Ewa Aleksandra Dąbrowska
untersuchte in Ihrer Dissertation den Ideenwandel in der russischen Wirtschaftspolitik der Putin-Ära. Aktuell beschäftigt Sie sich im Exzellenz-Cluster SCRIPTS mit den Bestrebungen der Schwellenländer digitale und technologische Souveränität vom Westen und von globalen Unternehmen zu erlangen.
Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO)
Haben wir ihre geopolitische Bedeutung unterschätzt?
Veranstaltungsart
Webtalk
Zeit06.04.2023 | 20:00 - 21:00
VeranstalterLänderbüro Niedersachsen/Bremen
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